Zur eigenen Sicherheit selbst zur Bedrohung werden?

Da sitze ich am Anfang eines neuen Jahres vorm Fernseher und zappe ziellos durch die Sender – und was lerne ich daraus? Dass ein Urlaubstag eigentlich zu schade für eine längere Fernseh-Session ist? Dass ich meine Zeit vergeude, weil eh nichts kommt? Nein – meine erste Lektion für 2017 ist, dass Deutschland, Österreich und die Schweiz etwas gemeinsam haben: überall nimmt der private Waffenbesitz oder zumindest das Interesse daran auffallend zu.

Offenbar gibt es ein gesteigertes Sicherheitsbedürfnis, das einen Trend zur eigenen Waffe im wahrsten Sinne des Wortes befeuert.

Im Gegensatz zu den Gepflogenheiten und der Rechtslage in den USA,  ist in unseren Ländern der Waffenbesitz für Privatpersonen (stark) reglementiert, und Waffen werden normalerweise legal beschafft und offiziell gemeldet. Dennoch finde ich eine solche Entwicklung trotzdem erschreckend.

Falls Ihr auch mit dem Gedanken spielt, Euch eine Handfeuerwaffe zuzulegen, dann überlegt bitte, ob Ihr wirklich damit umgehen könnt. Wer aus Angst eine Waffe bei sich trägt, der ist schon von Grund auf zu nervös und angespannt, um eine vermeintlich bedrohliche Situation nüchtern und damit korrekt einschätzen zu können.

Ein Schuss ist viel zu schnell abgefeuert und kann zu viel zu schlimmen Konsequenzen führen – nicht nur für den Getroffenen, sondern auch für den Schützen. Sollte eine Fehlinterpretation der Lage dazu führen, dass ein Unschuldiger getroffen wird, dann hat das für den Schützen nicht nur rechtliche Konsequenzen, sondern auch psychische: Wer lebt schon gerne mit einer solchen Schuld?

Falls Ihr Euch nur irgendwie etwas unwohl angesichts der vermeintlich zunehmenden Unsicherheit fühlt, dann kommt Ihr hoffentlich eh nicht auf die Idee, gleich eine Handfeuerwaffe zu Eurem Schutz zu besorgen.

Falls Ihr Euch jedoch konkret bedroht fühlt, dann ist der Griff zur Waffe womöglich nicht mehr weit. Dann hört bitte auf meinen Rat und macht lieber einen Selbstverteidigungskurs oder erlernt eine Verteidigungssportart. Dabei lernt Ihr nicht nur, Euch zu wehren, sondern werdet auch zunehmend ausstrahlen, dass Ihr kein potentielles Opfer, sondern eine potentielle Waffe seid. Das Wissen um die eigene Stärke und die für potentielle Täter erkennbare Selbstsicherheit werden Euch besser vor Übergriffen schützen als eine Waffe in der angstschweißnassen Hand.

Abschließend möchte ich allen raten, ihre konkrete Lage zu analysieren. Vielleicht können einige von Euch ihre Ängste und Unsicherheiten relativieren, wenn sie sich ganz konkret überlegen, wie hoch das Risiko in ihrem Lebensraum wirklich ist, in eine ernsthaft bedrohliche Situation zu geraten.

Irgendwelche Sorgen als unangebracht identifiziert? Dann nicht vergessen, sie auch wirklich aus dem Hirn zu verbannen….

 

 

 

 

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