Wie die Faust aufs Auge

Da sitze ich doch tatsächlich am Computer und google die Bedeutung eines absolut alltäglichen und geläufigen Ausdrucks: „Wie die Faust aufs Auge“…

Sich selbst für einen Sprachkenner halten und dann die Bedeutung eines Ausdrucks der eigenen Muttersprache im Internet suchen – haha, das passt ja wie die Faust aufs Auge. Oder womöglich eben nicht?

Von Kindesbeinen war es für mich klar: Mit diesen Worten kann ich bildlich schön unterstreichen, dass zwei Dinge meiner Meinung nach ganz und gar NICHT zusammenpassen.

Als ich zum ersten Mal jemandem begegnet bin, der den Ausdruck dem Kontext nach ganz eindeutig dazu verwendete, um auszudrücken, dass zwei Dinge WUNDERBAR zusammenpassen, habe ich in mich hineingeschmunzelt: Süß, ein Erwachsener, der sowas falsch macht.

Doch dann kam ich erneut in eine Gesprächssituation, in der mein Gegenüber mit der Faust aufs Auge ganz klar ausdrücken wollte, dass etwas toll zusammenpasste. Diesmal wich meine Belustigung schon einer leichten Irritation.

Und da waren sie: die Situationen 4, 5 und 6, in denen Menschen den Ausdruck verwendeten, um genau das Gegenteil von dem zu sagen, was diese Worte für mich bedeuteten.

Das hat mich doch tatsächlich in derartige Selbstzweifel geworfen, dass ich im Internet nach Rat suchen musste.

Kann es sein, dass ich mein halbes Leben oder länger, einen deutschen Ausdruck komplett falsch benutzt habe!?

Zum Glück ist man ja im anonymen Internet mit einem derartigen Problemchen recht gut aufgehoben. Einem Freund müsste man kurz erläutern, um was es geht und wer will schon mit solchen Worten ein Gespräch starten: Duuuu, also, ähm, halt mich jetzt bitte nicht für blöd, aber…

Tadaaaa! Das Internet hat mir geholfen: „das passt wie die Faust aufs Auge“ kann BEIDES bedeuten.

Laut meiner Recherche ist mein persönliches Verständnis des Ausdrucks, dass mehrere Aspekte NICHT zusammenpassen die ursprüngliche. Angeblich wurden diese Worte nahezu nur ironisch verwendet, sodass sich im Laufe der Zeit die Bedeutung ins Gegenteil kehrte. Die Ironie fiel unter den Tisch und die Faust aufs Auge wurde zum Bild für Dinge, die BESTENS zusammenpassen.

Juhu! Ich bin nicht doch nicht so blöd wie befürchtet! Und was für ein schöner Nebeneffekt: Mein soziales Umfeld ist es auch nicht!

Da bringen zwei Menschen mit ein- und demselben Ausdruck zwei genau gegenteilige Aussagen zum Ausdruck – und haben doch beide recht!

Ob das nicht Grund genug ist, auch in anderen Situationen etwas Sensibilität dafür an den Tag zu legen, was unser Gegenüber tatsächlich sagen möchte?

 

 

 

 

 

 

 

 

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