Vorzeitigkeit – Wer braucht den sowas??

ICH!!! Verdammt nochmal, warum gibt es in der deutschen Grammatik eine Vorvergangenheit (Plusquamperfekt), über die man mehrere zurückliegende Vorfälle schön und logisch in einen zeitlich korrekten und damit verständlichen Zusammenhang setzen kann, und dann tun das nicht mal mehr die Fernseh- und Radiomoderatoren zuverlässig?

„Die Steuer für Nächtigungen wurde sehr zum Ärger der Touristiker erhöht.“ So hieß es gestern in einer Nachrichtensendung eines lokalen Fernsehsenders. „Ja, das ist ja wieder super“, dachte ich. „Eine erneute Steuererhöhung. Die geben die Hotels doch dann sicher gleich an ihre Gäste weiter. Wird also schon wieder was teurer. Ob dafür bereits die neue Regierung verantwortlich sein kann?“

„Nun wurde sie wieder gesenkt.“ Hieß es im Folgesatz, der mich aus meinen abschweifenden Gedanken riss. „Hä!? Also was jetzt? Steuer erhöht oder gesenkt? Gesenkt, oder?“ Dann wurde mir bewusst: Aha, mal wieder keine Vorzeitigkeit verwendet. Warum kann eine professionelle Fernsehsprecherin nicht davon sprechen, dass eine Steuer, die einst erhöht WORDEN WAR, nun wieder gesenkt wurde????

Ganz einfach: Wenn ich von einer Steuer spreche, die erhöht WORDEN WAR, dann verlangt das ja regelrecht nach einer inhaltlich korrekten Angabe darüber, wann das denn gewesen war. Wenn man diesen Sachverhalt der Steuererhöhung und Wiederrücknahme der Erhöhung sprachlich in eine korrekte Reihenfolge bringen möchte, dann müsste man das auch inhaltlich untermauern, z. B. im Stil von „Die Steuer für Nächtigungen, die im Jahr 201x erhöht worden war, wurde nun wieder gesenkt“. Tja, und so etwas würde ja im Vorfeld der Aussage eine kitzekleine Recherche erfordern.

Auf den ersten Blick sieht es also aus, als handle es sich bloß um eine kleine grammatikalische Ungenauigkeit, wenn auf die Verwendung der Vorvergangenheit als Zeitform verzichtet wird. In Wirklichkeit kann man sich dadurch aber offenbar auch leichter eine inhaltliche Ungenauigkeit erlauben. Und das ist echt schwach.

Wenn sich die (hoffentlich) journalistisch gebildeten Mitarbeiter der professionellen Medien sprachliche und inhaltliche Ungenauigkeiten erlauben, dürfen sie nicht darüber klagen, wenn immer mehr Menschen im Netz auch andere Quellen für ihre Informationsbeschaffung heranziehen. Denn sprachlich und inhaltlich ungenau sein, dass können auch wir Freizeit-Schreiber.

 

 

 

 

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