Sind wir etwa auf Sandkasten-Niveau?

„Mama, Mama, die Scheiß Türken nehmen mir immer meine Sachen weg.“ „Scheiß Türken sagt man nicht! Und stell Dich nicht so an, spielt doch einfach friedlich zusammen und lass die anderen halt auch mal Deine Sachen nehmen.“ „Trotzdem nehmen die mir immer ungefragt meine Sachen weg!“

Ich weiß nicht, was genau mich dazu bewegt, aber ich schaue mir diese Szene genauer an. Im Laufe meiner Beobachtungen und Reflexionen dazu stelle ich fest: Wow, diese popelige unscheinbare Geschichte hat eine durchaus interessante Aussagekraft für uns Erwachsene

Zurück zur Handlung:

Offenbar haben mehrere Kinder im Sandkasten eine Art Konflikt miteinander und die Mamas winken nur genervt ab, wenn ihre Kleinen hilfesuchend mit einem ja so absolut überhaupt nicht existenten, aber für sie wohl durchaus wahrnehmbaren Problem zu ihnen kommen und sich eine Lösung des Konflikts erhoffen.

Der Ausdruck „ungefragt wegnehmen“ des Kindes geht mir nicht aus dem Kopf und ich habe den Verdacht, es geht gar nicht darum, dass andere Kinder die Spielsachen nehmen. Die Bereitschaft unter den Knirpsen, ihre Sandelsachen zu teilen, kann ich durchaus wahrnehmen. Das Problem liegt darin, dass manche NICHT FRAGEN.

Auch wenn es womöglich der eine oder die andere als politisch unkorrekt empfindet, muss ich hier zur Verdeutlichung zwangsläufig die Kinder mit türkischem Migrationshintergrund auch als solche betiteln.

Während ich also nun die Sandkasten-Spielereien beobachte, stelle ich fest: Die österreichischen Kinder teilen ihre Spielsachen, lassen aber erkennen, dass sie sehr wohl wissen, wenn etwas nicht ihnen gehört und nur ausgeliehen ist. Das reicht von einem ganz eindeutigen „Darf ich mal Deinen Eimer nehmen?“ bis hin zu subtileren, scheinbar beiläufig geäußerten Aussagen wie „ich nehm mal Deine Schaufel.“ Auch wenn eine Mama zu gehen beschließt, sagt sie zu ihrem Sprössling: „Gib mal dem XY noch sein YZ zurück.“. Dann bleibt sie stehen, bis ihr Kind dem anderen das Ausgeliehene übergeben oder unter den Blicken des Eigentümers irgendwo in dessen Nähe gelegt hat.

Wie gesagt: geteilt (bzw. zur Nutzung überlassen) wird sehr wohl, aber die Beteiligten zeigen erkennbar, dass sie das Eigentum des anderen achten.

Und hier sind sie nun, die beiden kleinen türkischen Jungs. Tatsächlich nehmen sie sich wiederholt ungefragt Spielsachen bei den österreichischen Kindern. Dabei empfinde ich sie als außenstehende Beobachterin in ihrer Vorgehensweise durchaus als höflich. Sie nehmen sich Sachen, die gerade scheinbar unbenützt am Rand stehen und machen damit wahrscheinlich ihrem eigenen Verständnis nach alles richtig.

Tja, aber offenbar fehlt das kleine, scheinbar nur so unbedacht vor sich hin geplapperte „Du, ich nehm mal …“.

Meine persönliche Lehre daraus ist: Mit ihrem „stell Dich nicht so an, gib den anderen halt auch mal Deine Sachen“ hat die Mutter komplett am Thema vorbei kritisiert und den eigentlichen Konflikt überhaupt nicht wahrgenommen. Hätte doch einfach jemand zu jedem der türkisch-stämmigen Jungs gesagt: „Frag doch bitte, bevor Du etwas nimmst.“. Wahrscheinlich hätte sich die Streiterei sofort in Luft aufgelöst. Aber es hat ja keiner dieses eigentliche Problem erkannt!!!

Und ich? Naja, ich bin weiterspaziert. Ich darf da ja nichts sagen; ich hab da ja eigentlich gar nicht dazugehört. Das geht mich ja auch nichts an. Und überhaupt: am Ende wirft mir noch jemand vor, ich Ausländerfeind würde Kinder mit Migrationshintergrund maßregeln…

 

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