Gendermäßig denken

Wer hat nicht schon einmal innerlich beim Lesen eines geschlechtsneutral formulierten Textes die Augen verdreht?

Verdoppelte Ausdrücke wie „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ sind ein paar Mal pro Seite ganz nett, machen bei durchgängiger Verwendung einen Text aber holprig.

Groß-i-Schreibweisen wie „LehrerInnen“, die weibliche und männliche Personen gleichermaßen zum Ausdruck bringen sollen, wirken verkrampft und künstlich.

Am besten ist da noch die gezielte Wahl genderneutraler Ausdrücke wie „Fachkräfte“ oder „Lehrpersonen“. Aber wer bitte findet schon zu allem ein geschlechtsneutrales Wort!?

Gendergerechte Formulierungen werden natürlich nicht deshalb gefordert, damit mehr gekünstelt, verkrampft oder gar lächerlich wirkende Texte in Umlauf kommen. Nein, sie sollen zum Nachdenken verleiten. Die Autoren müssen sich Gedanken machen, ob sie Frauen und Männer gleichermaßen ansprechen bzw. mit ihrer Wortwahl sowohl die weibliche als auch die männliche Seite eines Aspekts abdecken. Die Leserschaft wiederum soll über diese Formulierungen gezielt selbst zum Um- und Weiterdenken animiert werden.

Der Gedanke ist gut. Ich habe aber den Verdacht, dass er so nicht stimmt. Wenn Autoren gendergerechtes Schreiben als unangenehme, aufgezwungene Norm empfinden, dann tragen sie das über ihre Texte auch zu ihrer Leserschaft hinaus. Oder etwa nicht?

 

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