Abgestumpft und doch zum Wiedererblühen fähig

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Zum Abschluss dieses 8-tägigen Beitragsblocks zur Sensibilisierung für Krieg und seine Auswirkungen auf die Menschen möchte ich ein damaliges Kriegskind zu Wort kommen lassen. Schwere Zeiten können offenbar die Menschen ganz schön abstumpfen lassen…

Vergesst nicht, wertzuschätzen, dass es heute bei uns anders ist. Achtet und schützt, was unsere Eltern und (Ur-)Großeltern mühsam aus Chaos und Anarchie wieder aufgebaut haben. Lasst diejenigen nicht allein, die heute unter Krieg leiden. Auch unser gutes Leben ist u.a. darauf begründet, dass wir bzw. unsere direkten Vorfahren Hilfe von außen erhielten.

 

A., weiblich, *1933, Deutschland, über ein Kindheitserlebnis 1945:

Ich glaube, ich war die Mutigste in der Familie – mit meinen 12 Jahren. Das kleine Milchkännchen in der Hand marschierte ich los, in der Hoffnung noch ¼ l Magermilch für das kleine Brüderchen zu bekommen.

Kein Mensch traute sich mehr auf die Straße – das Dorf war wie ausgestorben. Die Luft vibrierte. Ich hörte ihn kommen, den Tiefflieger, und glaubte, davonrennen zu können.

Da öffnete sich in einem kleinen Bauernhäuschen die Haustür und jemand rief: „A., schnell, schnell, komm rein!“. Die Bäuerin streckte die Hand nach mir aus. Ich erreichte gerade die Türschwelle, da spritzte der lehmige Erdboden hinter mir auf – und ergoss sich über mich.

Als der Flieger abdrehte, rannte ich weiter. Später wurde ich ganz schön geschimpft von der Mutter, weil der ganze Mantel „versaut“ war. Nach der Ursache fragte niemand….

 

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